Giov. Leonardo Primavera
Canzon Napolitana (1565)

1. Dolce miseria
Uscir di affan’ e penne e di martire.
E dolcemente la vita finire.
Poi che fortuna e 'l cielo
E ancor amore mi danno pen’et 
Amaro amaro mene.

2.  Viver piangendo
La notte ancora il giorno per amore
Questo lo core non lo può durare
Dunque meglio è morire
Per uscir presto di tal destino
Et oime oime meschino.

3.  Ma s’io non ho vita
Come posso morire o mia fortuna 
O miei pianeti o stelle o sole o luna
Che debbo donque fare
S’haver non posso vita ne morte
Et oime oime che sorte.

1.  Süßes Elend, von
Kummer, Marter, Spott und Hohn fort sich zu wenden.
Und süß ist es, das Leben zu beenden,
Da doch mir Himmel, Schicksal
Und Liebe nichts als bittere, nichts denn
Als bittre Strafen senden.

3.  Leben ist nur Leid,
Tag und Nacht und alle Zeit vor Lieb zu klagen,
Das kann mein Herz nicht länger mehr ertragen.
Besser drum ist’s zu sterben,
Das Schicksal fliehen ohne zu zagen
und, ach, all seine Plagen.

3.  Nur wie kann ich sterben, 
o Schicksal, ist mein Leben doch schon ferne.
Planeten ihr, o Sonne, Mond und Sterne,
Was soll ich denn nur machen,
Blüht weder Tod mir noch süßes Leben –
Welch Los ist mir gegeben.

Günter Sopper (1984)

Nachdichtungen armenischer Liedtexte

Ach warum (Akh Inchoo)
Text: H. Ghougasian Musik: K. Orbelian


1. Ich bin heute so traurig, warum?
Ich bin still, doch mein Herz brennt, warum?
Ich geh hin und geh her, fühl die Unruhe sehr,
woran liegt das, ich weiß gar nichts mehr!

Und warum kommt ein Lächeln, ganz weich?
Ich will lachen und weinen zugleich!
Ach, es klingt von woher ein Lied immer mehr
und das singe ich bisher!

2. Ach warum singe ich es so gern?
Ewig leuchtet der Liebenden Stern.
Und ein herrliches Bild ziehet vor mir einher:
Ist das Liebe? Ich weiß gar nichts mehr.

Und die Stimme, die mich so beseelt,
macht, dass wer mit Verlangen mich quält.
Ach, es klingt von woher ein Lied immer mehr
und das singe ich bisher!

An die Heimatlosen (Andouni)

Komitas Vartabed 

1. Eine Ruine: so sieht mein Herz aus.
Säulenreste, Balken stehen heraus.
Vögel bauen Nester in dieses Haus.
Stürz mich ins Wasser, treibe weit hinaus,
bin für die Fische ein willkomm’ner Schmaus.
Ay, ich Kind – nicht zu Haus.

2. Alle Ufer weiß, doch schwarz war das Meer.
Wellen schlagen her, ach Trennung wie schwer!
Wer hat je gesehen zweifarb’nes Meer?
Des Heimatlosen Herz ist hoffnungsleer.
O schwarzes Herz glaub' an die Wiederkehr.
Ay, ich Kind – nicht zu Haus.





Günter Sopper (2015)

Zitronenbaum (Lemon Tree)
Fools Garden

Ich sitz in meinem Zimmer, obwohl ich nicht mag,

es regnet wieder mal an einem   Sonntagnachmittag.

Die Zeit schlag ich tot und langweile mich,

ich hänge nur rum, denn ich warte auf dich,

doch passieren tut rein gar nichts – ich kapier’s nicht.

Fahr im Auto umher, vertreib mir die Zeit,

ich fahre zu schnell und ich fahre zu weit.

Ich wünsch mir so, etwas änderte sich,

fühle mich einsam und warte auf dich,

doch passieren tut rein gar nichts – ich kapier’s nicht.

 

Kapier nicht wie, kapier es kaum:

Von blauem, blauem Himmel hattest du ‚nen Traum,

doch alles hier im Raum ist gelb und ein Zitronenbaum.

Ich hebe den Kopf, ich senk’ ihn stumm,

ich drehe, drehe, drehe, dreh ihn herum,

doch alles hier im Raum ist wieder ein Zitronenbaum.

 

Ich sitze hier, mir fehlt die Kraft

so dass ich’s nicht mal zur Dusche schaff’,

wenn ich nur nicht im Kopf diese Schwere hätt –

ich fühl mich müde, lege mich zu Bett,

wo niemals was passiert, ich kapier’s nicht.







Das Alleinsein ist für mich ja kaum,

das Alleinsein – will nicht sitzen auf dem Zitronenbaum.

Ich laufe umher ohne Freude zu fühl’n,

Baby, irgendwie krieg ich noch was zum Spiel’n,

und alles wird passieren – und du kapierst’s nicht. 

 

Kapier nicht wie, kapier es kaum:

Von blauem, blauem Himmel hattest du ‚nen Traum,

doch alles hier im Raum ist gelb und ein Zitronenbaum.

Ich hebe den Kopf, ich senk’ ihn stumm,

ich drehe, drehe, drehe, dreh ihn herum,

doch alles hier im Raum ist wieder ein Zitronenbaum.

Ich kapier’s nicht, kapier’s nicht.


Kapier nicht wie, kapier es kaum:

Von blauem, blauem Himmel hattest du ‚nen Traum

doch alles hier im Raum 

doch alles hier im Raum

doch alles hier im Raum

ist gelb und ein Zitronenbaum.

 


Günter Sopper (2019)